Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Knochen von Höhlenbären, Gämsen und Steinböcken im Wildkirchli dokumentiert. Die erste systematische Grabung durch Emil Bächler galt deshalb auch der Suche nach Höhlenbären-Knochen.
Die einzelnen Tierknochen verhalten sich unterschiedlich bezüglich Schichtendruck und Feuchtigkeit. Selten ganz erhalten sind Rippen, Schulterblätter und Hüftbeinknochen. Gut hielten sich Zehen-, Fingerund Handwurzelknochen sowie Kniescheiben und die oft entdeckten Zähne.
In der Wildkirchli-Höhle wurden Knochen von mindestens 600 bis 800 Höhlenbären aus einem Zeitraum von rund 100 000 Jahren gefunden.
In weitaus kleinerer Anzahl, dafür aber umso überraschender, wurden auch Knochen des Höhlenlöwen, Leopards und der Höhlenhyäne entdeckt. Es heisst, dass die Knochen eines Höhlenlöwen noch immer in der Erde liegen.
Der Höhlenbär
Kopfrumpflänge | 200 – 300 cm |
Schulterhöhe | 100 – 150 cm |
Gewicht | 600 – 1000 kg |
Lebenserwartung | 35 Jahre |
Nahrung | Pflanzenfresser |
Lebensweise | Einzelgänger |
Der riesige Höhlenbär ist ein ausgestorbener Verwandter des Braunbären und war gut ein Drittel grösser als dieser. Auffällig war seine hohe Stirn, was mit den kräftigen Kiefermuskeln zusammenhing.
Er war Vegetarier und hatte flache, stark verbreiterte Backenzähne, mit denen er Nahrung mit harten Fasern zerkauen konnte. Da er keine natürlichen Feinde hatte, erreichten einzelne Tiere ein Alter von bis zu 35 Jahren.
Trotz der massenhaften Ansammlung von Knochen und Zähnen in den Höhlen war der Höhlenbär kein Höhlenbewohner. Die Tiere hielten dort nur ihre Winterruhe, sodass es beim gelegentlichen Tod eines schwachen oder alten Tieres im Laufe Zehntausender von Jahren zu den grossen Ansammlungen von Knochen und Zähnen kam.
Warum der Höhlenbär vor circa 25 000 Jahren ausstarb, ist nicht ganz geklärt. Vielleicht war der Klimawandel schuld?
Obwohl der Höhlenbär gut ein Drittel grösser als der Braunbär war, hatten sie dieselbe «Schuhnummer». Das hatte wohl mit der Wärmeökonomie in der Eiszeit zu tun: Die Wärmeerzeugung eines Tieres ist vom Körpervolumen abhängig. Da bei der Vergrösserung des Körpers die Oberfläche langsamer wächst als das Volumen, kühlt ein grosser Körper langsamer aus. Die Extremitäten aber sollten klein sein, um Wärmeverlust zu vermeiden.
Der Höhlenlöwe
Kopfrumpflänge | 140-230 cm |
Schulterhöhe | 90-150 cm |
Gewicht | 140-400 kg |
Lebenserwartung | 20 Jahre |
Nahrung | Fleischfresser |
Lebensweise | Rudel |
Der Höhlenlöwe war ein Zeitgenosse des Höhlenbären. Er war rund ein Viertel grösser als die heutigen Löwen in Afrika. Auf allen bisher bekannten Höhlenmalereien ist der Höhlenlöwe immer ohne Mähne dargestellt.
Trotz seines Namens war auch der Höhlenlöwe kein Bewohner von Höhlen. Diese wurden nur von kranken, alten oder geschwächten Tieren aufgesucht. Es wurden auch vollständige Löwenkadaver von Höhlenhyänen in Höhlen geschleppt.
Der Leopard
Kopfrumpflänge | 92–190 cm |
Schulterhöhe | 70–80 cm |
Gewicht | 30–90 kg |
Lebenserwartung | 15 Jahre |
Nahrung | Fleischfresser |
Lebensweise | Einzelgänger |
In der Schweiz gibt es nur wenige Knochenfunde von Leoparden. Der Leopard von damals entsprach der heutigen Art und war ausserhalb der Paarungszeit ebenfalls Einzelgänger. Heute leben Leoparden vor allem in Afrika und in den südlichen Teilen Eurasiens. In wärmeren Phasen der letzten Eiszeit jagten sie auch auf der Ebenalp.

Die Höhlenhyäne
Kopfrumpflänge | 120-180 cm |
Schulterhöhe | 80-90 cm |
Gewicht | 60-70 kg |
Lebenserwartung | 25 Jahre |
Nahrung | Aasfresser |
Lebensweise | Rudel (clans) |
Auch die Höhlenhyänen waren keine wirklichen Höhlenbewohner, sie suchten diese lediglich als Unterschlupf auf. Funde zeigen, dass Höhlenhyänen teilweise Reste menschlicher Beute raubten und Fressfeinde des Höhlenlöwen waren.